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Erinnerungen an schöne Stunden sind kostbarer als Edelsteine.

Mit der Seele baumeln

22.10.2014

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Gute Freunde erkennt man unter anderem auch daran, dass sie bei Geschenken die Wünsche des Beschenkten im Visier haben. Seit Jahren schenken uns M und F. zum Geburtstag einen gemeinsamen Ausflug. Wir sind an diesem Tag nicht nur Gäste, wir dürfen auch das Ziel selbst bestimmen. Dabei wählen wir Orte meiner Heimat, die wir entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer oder gar nicht erreichen können oder wo wir nicht ohne Begleitung hin können oder wollen. Heuer führt uns dieser Ausflug ins Gesäuse, einer wild-romantischen Gegend mit "grantigen Bergen", wie M. so treffend zu sagen pflegt.

Eigentlich hätte der Ausflug schon im Sommer rund um unsere knapp hintereinander liegenden Geburtstage stattfinden sollen, aber einmal hatten wir keine Zeit, dann wieder hatten unsere Freunde andere Verpflichtungen oder das Wetter spielte uns einen bösen Streich — keine Seltenheit in diesem eher feuchten Sommer.

An einem traumhaft schönen Samstag im Oktober ist es dann so weit. Wir brechen um 10 Uhr auf, bereits bei strahlendem Sonnenschein, der darüber hinweg täuscht, dass es nur knapp über 10 Grad hat.

F. ist ein Kenner seiner näheren und ferneren Heimat und versorgt uns während der Autofahrt immer mit Informationen über die Ortschaften und Berge, die wir passieren. Von unserem Startpunkt Hofstetten-Grünau führt die Route über Frankenfels, Lunz, Kienberg Gaming, Göstling, Hieflau bis nach Admont. Eine Besichtigung des Stift Admont verschieben wir jedoch auf eine spätere Gelegenheit, wollen wir doch so viel Zeit wie möglich draußen verbringen.

Nach einem Rundgang und einer Stärkung geht es weiter auf die Oberst-Klinke-Hütte (Anfahrtsplan), wo wegen des strahlenden Wetters mächtig viel Betrieb ist.

Admonter Kaibling (auch Kalbling), 2196m

Bildbeschreibung: Die Oberst-Klinke-Hütte lädt zum Verweilen ein. Dahinter eine fichtenbestandene Almwiese, über der die weiße Felswand des Admonter Kaibling in den dunkelblauen Herbsthimmel emporragt.

Auch wenn ich weder den tief-blauen Himmel noch das Bergpanorama sehen kann — es macht mir Freude, den begeisterten Beschreibungen zuzuhören. Dazu die wärmenden Sonnenstrahlen, die auch auf einer Höhe von 1506 Metern noch echtes Sommer-Feeling aufkommen lassen.

Langsam steigen Bilder von Bergen empor, die zwar ganz sicher nicht dem Ort gleichen, an dem wir uns befinden, die mich aber mit einem angenehmen Gefühl von Wärme und Geborgenheit erfüllen. Da Drängen längst vergessen geglaubte Erinnerungen aus meiner Kindheit an die Oberfläche an viele schöne Ausflüge mit meinen Eltern und die gemütlichen Abende danach, an denen wir gemeinsam die Fotos meines Vaters betrachtet haben. Oft genug konnte ich erst auf dem Foto Details erkennen, die ich während des Ausflugs gar nicht wahrgeNommen hatte. Ich bin unendlich dankbar für diese Bilder in meinem Kopf, auch wenn sie inzwischen reichlich blass geworden sind.

Die Rückfahrt gehen wir gemächlich an, machen Rast in einer Kehre bei den Almen. In stiller Übereinkunft sitzen wir auf der Bank, keiner scheint so aufbrechen zu wollen. Denn noch haben die Sonnenstrahlen ihre Kraft nicht verloren.

Schließlich besuchen wir noch den Friedhof in Johnsbach, der nicht nur Ortsfriedhof ist, sondern auch Gedenkstätte für jene Menschen, die nicht mehr aus den Bergen zurück gekommen sind. Von 1810 — 2012 sind hier 511 Namen verzeichnet.

Wenn wir schon hier sind, fahren wir auch noch bis zum Talschluss, wo wie an jeder Abzweigung, an der ein Steig nach oben führt, viele Autos stehen. Heute zieht es verständlicherweise nicht nur uns in die Berge.

Im Oktober sind die Tage schon kurz. Als wir beim Mostheurigen ankommen, der letzten Station dieses Tages, ist es schon dunkel. Mit Müh und Not ergattern wir noch vier Plätze und kommen schließlich gesättigt an Leib und Seele heim. Radio und Fernseher bleiben heute stumm. Ein solcher Tag klingt besser in aller Stille aus.

Vielen Dank am euch beide, die ihr uns diesen wunderschönen Tag geschenkt habt!

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