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In der Weihnachtszeit sind die Erinnerungen an meine frühe Kindheit besonders intensiv.

Weihnachtslichter

11.12.2010

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Schon seit Ende November leuchtet und blinkt es mehr oder weniger weihnachtlich in Wiens Einkaufsstraßen. Bunte Lichterketten und Girlanden schlängeln sich von Geschäft zu Geschäft, blitzen und blinken um die Wette, als wollten sie einander an Festtagsglanz überbieten.

Ich kann die Lichterketten, Sterne und all das Glitzern zwar längst nicht mehr sehen, aber ich weiß, dass es da ist und ich erinnere mich vor allem sehr gut an die erste von mir bewusst wahrgenommene Weihnachtsbeleuchtung quer über die Brandtauerstraße in St. Pölten.

Noch wesentlich beeindruckender ist aber die Erinnerung an eine ganz andere Art von weihnachtlicher Beleuchtung.

Ich muss so an die vier Jahre alt gewesen sein. Meine Eltern, meine Großmutter und ich waren an einem der Weihnachtstage unterwegs zum Friedhof, um ein Grablicht für die Verstorbenen unserer Familie anzuzünden. Ich saß auf meiner Rodel, die meine Mutter und meine Großmutter abwechselnd zogen, und ich fror entsetzlich. Es war ein bitter-kalter Tag - so empfand ich es wenigstens - und der Schnee machte ein knirschendes Geräusch unter den Kufen.

Damals war die Beleuchtung in unserem Dorf noch sehr spärlich und den Hauptstraßen vorbehalten. Der Weg zum Friedhof war nicht mehr als eine von landwirtschaftlichen Fahrzeugen gezogene Spur, in der sich zu anderen Jahreszeiten das Regenwasser sammelte. Jetzt war er tief verschneit und man konnte ihn in der Dunkelheit mehr ahnen als sehen.

Als ich auf meiner Rodel frierend immer unruhiger und vermutlich weinerlich wurde, versuchte mich mein Vater abzulenken und hieß mich nach oben schauen, wo ich nach längerer Zeit endlich ein paar leuchtende Punkte entdeckte.

Das Bild selbst ist mit den Jahren verblasst. Gegenwärtig ist mir aber auch heute noch mein damaliges fasziniertes Staunen und mein Nichtbegreifen, wie es sein konnte, dass sich das Bild am Himmel auf unserem ganzen Weg nicht veränderte.

Als wir dem Friedhof näher kamen, wurde jedoch meine Aufmerksamkeit vom Himmel wieder auf die Erde gelenkt und von den vielen kleinen Grablichtern eingefangen, die schon von weitem als heller Schein zu sehen waren - für mich die reinste Festbeleuchtung.

In späteren Jahren, als die öffentliche Beleuchtung auch die Nebenstraßen erobert hatte, blieb der Himmel für mich dunkel, aber ich hatte wohl auch begonnen mehr auf den Weg als den Himmel zu achten.

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