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Wenn ein Problem gelöst ist, bemerkt man oft erst, wie lästig es war.

Mein iPhone-Tagebuch
Wenn Suchen plötzlich Spaß macht

28.03.2011

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Als echte Leseratte und mit einer Vorliebe für klare und übersichtliche Strukturen empfand und empfinde ich die Webseite des nun mal besten Buchanbieters Amazon wie das Fegefeuer vor der perfekten Usability-Hölle. Dieses durchaus persönliche Empfinden habe ich in meinem Beitrag Ich bin eine Amazone an anderer Stelle bereits wortreich kundgetan.

Eine sympathische Alternative

Seit ich das iPhone nutze (sind das wirklich erst zweieinhalb Monate?), habe ich mir angewöhnt, für alle aus meiner Screen-Reader-Sicht problematischen Webseiten nach einer App zu suchen.

Bei einem kürzlich eingelangten Buchtipp habe ich mich daher hoffnungsvoll auf die iPhone-App Amazon.de gestürzt und ohne weitere Vorinformation mein Glück versucht.

Wie im vorigen Beitrag dieser Serie beschrieben, habe ich zuerst mit meinen Fingern den Bildschirm erforscht und sofort die 5 Wahlmöglichkeiten oberhalb der Home-Taste entdeckt. Das sind mir die liebsten Apps!

Da ich schon angemeldet bin - das habe ich gleich nach Installation erledigt -, kann ich eigentlich loslegen. Ich wähle Suche aus und trage "deaver" ein; das sollte für ein brauchbares Ergebnis reichen. Das tut es auch.

Screenshot

Bildbeschreibung: Suchfeld mit Suchbegriff "deaver", Trefferliste und eingeblendeter Tastatur.

An dieser Stelle möchte ich näher auf ein Feature eingehen, das ich mit einem herkömmlichen Screen Reader am PC nur mühsam nutzen kann und das genau darum auf der PC-Umgebung für mich kaum Nutzen hat: Die dynamische Anzeige von Suchergebnissen. Ich habe durch die "Touch-Methode", die ähnlich wie die Mausbedienung funktioniert, jederzeit die Möglichkeit mit dem Finger unterhalb des Eingabefelds "nachzufühlen", ob überhaupt Ergebnisse vorhanden sind und wenn, ob sie auch relevant sind.

Der von mir gesuchte Titel "Opferlämmer" wird bereits angezeigt. Da sich mein Finger schon an der richtigen Stelle befindet, reicht die Geste zum Aktivieren - kein langes Herumsuchen und daher äußerst bequem und schnell. Für den Fall, dass wohl Treffer angezeigt werden, der gesuchte aber nicht im "Blickfeld" ist, gibt es natürlich auch noch die Taste zum Absenden der Suche. Der Vollständigkeit halber beschreibe ich, wie ich diese Taste finden kann, ohne den gesamten Bildschirm lesen zu müssen.

Erfahrungswerte

Dafür kommen vor allem 3 Positionen in Frage:

  1. In der linken oberen Ecke des Bildschirms,
  2. gleich unterhalb des Eingabefelds und der Taste zum Löschen des Textes oder
  3. auch in der rechten unteren Ecke im Bereich der Tastatur statt der Zeilenschaltung.

Auch diesmal gehe ich nicht den Bildschirm von oben nach unten elementweise (Wisch-Geste) durch, sondern untersuche durch Berühren zuerst die in Frage kommenden Positionen links oben und rechts unten, denn die sind am leichtesten zu treffen.

Links oben gibt es eine Schaltfläche, die mit "Suchen" beschriftet ist, aber auch rechts unten befindet sich eine Taste, die von Voice Over als "Öffnen" gesprochen wird. Dazu gäbe es einiges zu sagen, ich möchte an dieser Stelle aber nicht näher darauf eingehen.

Weitere Vorgangsweise

Um meinen Ausflug verbal nicht zu sehr auszudehnen, folgt hier eine Zusammenfassung der wichtigsten weiteren Erkenntnisse im Vorfeld meines ersten Bestellvorgangs.

Nach Auslösen der Suche erhalte ich mehrere Ausgaben des Buches, entscheide mich für die erste, nämlich die gebundene und aktiviere auch diesen Link. Nun habe ich nicht mehr meine "Finger-Such-Methode" verwendet, sondern mich elementweise durch den Bildschirm bewegt, weil ich ja alles lesen wollte, was mit dem Buch zu tun hat. Also habe ich mich durch die Buchangaben und die anschließenden Bewertungen "gewischt" und ganz unten die Tasten zum Hinzufügen in den Warenkorb oder auf die Wunschliste gefunden. Beim nächsten Bestellvorgang kann ich diese Aktion deutlich abkürzen, indem ich nach Lesen der wichtigsten Informationen sofort nach unten blättere.

Der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, dass ich den Vorgang des Kaufs leider nicht abschließen konnte, weil "bei Amazon mobil ein Fehler aufgetreten ist". So etwas kommt eben immer wieder einmal vor. Aus purer Ungeduld habe ich den Kaufvorgang auf der Webseite abgeschlossen, der Warenkorb war ja schon befüllt.

Dabei habe ich bemerkt, dass Amazon schon wieder Änderungen auf der Seite durchgeführt hat und ich mich aufs Neue orientieren musste. Genervt habe ich einen Kollegen gebeten, mich ein wenig mit der Maus zu unterstützen, damit es schneller geht. Ja, ich weiß: das ist gemogelt. Aber wenn ich den Leidensdruck mildern kann, dann tu ich das auch.

Die Wunschliste

Bei einem weiteren Rundgang in der iPhone-App habe ich festgestellt, dass ich die Wunschliste recht komfortabel nutzen kann. Um diese habe ich bisher auf der Amazon-Webseite immer einen großen Bogen gemacht. Auf dem iPhone geht das ratz-fatz, ohne langes Suchen und vor allem ohne Desorientierung.

Die Memo-Funktion

Ein weiteres interessantes Feature, das ich sofort probieren musste, ist die Memo-Funktion. Ein mit dem iPhone gemachtes Foto eines Produkts kann direkt zu Amazon übertragen werden. Dort wird sowohl automatisch als auch manuell (laut Hilfetext) nach diesem oder einem vergleichbaren Produkt gesucht.

Ich habe mir also mein Diktiergerät Olympus DS 50 geholt, weil es so klein ist und ich davon ausgehen darf, dass ich bei entsprechender Entfernung das Gerät auch im Bild haben werde, ob ich es nun sehe oder nicht. (Das Foto wurde übrigens offenbar gar nicht auf dem iPhone gespeichert, sondern gleich an Amazon übertmittelt.)

Nun weiß ich, dass es das Produkt in dieser Version nicht mehr gibt, aber Amazon ist natürlich verkaufstüchtig und hat mir eine Alternative vorgeschlagen: einen iPod. Darüber war ich keineswegs verwundert und halte Amazon zu Gute, dass dieser Vorschlag durchaus akzeptabel und außerdem sogar in derselben Preisklasse ist. Bravo! Ich gehe übrigens davon aus, dass mein Foto nicht gerade preisverdächtig war; trotzdem hat es geklappt.

Ein paar Schwachstellen

Genau wie auf der Webseite gibt es ein paar Besonderheiten in der iPhone-App, mit denen ich nicht klar komme. Diese liegen aber fast alle im Bereich der Werbung bzw. den Empfehlungen.

Etwas beunruhigend fand ich, dass mir die App schon zweimal gemeldet hat, dass bei Amazon ein Fehler aufgetreten ist. Dies immer im Zusammenhang mit meinem Konto. Zum ersten Mal beim Versuch zur Kasse zu gehen, und dann ein weiteres Mal, als ich die 1Klick-Einstellung überprüfen bzw. konfigurieren wollte.

Sicher werde ich noch die eine oder andere Schwachstelle entdecken, aber grundsätzlich ist die App übersichtlich und in den wesentlichen Bereichen wie Suche, Wunschliste und Warenkorb gut und vor allem rasch bedienbar.

Der Leistungsumfang ist gegenüber der Webseite etwas eingeschränkt, das heißt, es stehen nicht alle Features der Webseite zur Verfügung. Aber Produkte heraussuchen, merken und in den Warenkorb legen, braucht bei mir jetzt nur einen Bruchteil an Zeit und Nervenaufwand, die ich bisher auf der Webseite benötigt habe. Die Webseite sieht mich jedenfalls nur dann wieder, wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Außerdem dient mir ab sofort meine Wunschliste als Gedächtnisstütze. Bei Nennung eines interessanten Buches oder einer Musik-CD kann ich jetzt zeit- und ortsunabhängig nach dem Artikel meiner Begierde suchen und ihn gleich auf die Wunschliste setzen.

Ob dieser neu entdeckte Komfort für den Geldbeutel besonders zuträglich ist, steht freilich auf einem anderen Blatt.

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