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Viele Bilder in meinem Kopf sind über meine Fingerspitzen dorthin gelangt.

Frühlingserwachen

14.04.2013

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Kaum zu fassen: Mein letzter Eintrag liegt fast drei Monate zurück. Ob Schreibblockade oder Winterdepression - jetzt ist es vorbei mit der Stille.

Insel Madeira

Bildbeschreibung: Die abgebildete Postkarte hat nicht die übliche rechteckige Form, sondern ist wie die Insel Madeira geformt.

Was bei oberflächlicher Betrachtung nur eine eher unspektakuläre Postkarte ist, hat für mich den Charakter eines sehr nützlichen "Hilfsmittels". Das Motiv darauf interessiert mich keineswegs, die Form jedoch sehr.

Um dem langen Winter endlich zu entkommen, waren wir im März auf der Insel Madeira. Hannes hat sich auf seinem iPad mit diversen Karten beschäftigt, unser Hotel gefunden und natürlich den Flughafen. Geografisch fit, wie er nun mal ist, hätte er vermutlich den Bus vom Flughafen bis ins Quartier steuern können, wenn er genug sehen könnte.

Und ich? Wie sieht die Insel aus? In Wikipedia habe ich eine Menge Daten und Fakten gefunden, aber ein Bild in meinem Kopf ist dabei nicht entstanden. Da waren so viele Fragen offen:

Natürlich kann ich all diese Fragen jemandem stellen. Aber zum einen muss sich diese Person meist erst selbst kundig machen, zum anderen ist es gar nicht so einfach und vor allem zeitraubend, diese Fragen verbal zu beantworten. Über die Schönheit der Natur kann man, wenn man das mag, seitenlang lesen, ohne sich zu langweilen, aber geografische Gegebenheiten und die Beschreibung eines Küstenverlaufs?

Seit mehr als 20 Jahren bin ich zwar blind wie ein Maulwurf, aber ich kann und mag ohne Bilder nicht leben. Ob widersinnig oder nicht: ich bin der visuelle Typ und nicht der auditive. Ich merke mir Positionen leichter als Fakten - basta.

Und darum war diese eher nichtssagende Postkarte ein Fund besonderer Art: Wenn ich die Karte genordet vor mich hinlege und irgendjemand sitzt mit einer Übersichtskarte von Madeira daneben (oder irgendwo, mit Facetime oder Skype verbunden), dann ist es ganz einfach, die Lage von Orten auf der Insel herauszufinden. Ich brauche ja bloß den Hinweisen zu folgen, mit dem Finger an eine bestimmte Position zu fahren. Und möchte ich die Lage eines anderen Ortes und dessen Entfernung zum gewählten Ausgangspunkt wissen, so nehme ich die andere Hand zur Hilfe. Der verbale Hinweis "ca. 14 Kilometer nordöstlich vom Hotel" ist eben nicht geeignet, ein genaues Bild im Kopf zu erzeugen. Zwei auf der Karte positionierte Finger haben da für mich schon deutlich mehr Aussagekraft. Jetzt kann ich die Entfernungen zu den Küsten in allen vier Himmelsrichtungen feststellen, ob das Ziel in einer Bucht oder auf einer Landzunge liegt und ob wir an einem der vorigen Tage schon einmal in dieser Gegend waren.

Ja, ich weiß jetzt, wo ungefähr Porto Moniz lieg, wo der Leuchtturm im Westen steht und - am östlichsten Ende - die Insel wie zu einem Drachenschwanz spitz zu läuft. Damit bekommt die Erinnerung an den baumlosen steinigen Pfad und den brausenden Atlantik links und rechts ganz tief unten noch einen weiteren Parameter hinzu.

Und wenn wir dann nach einem Jahr oder mehr mit Hilfe der von Hannes gemachten Fotos und meiner schriftlichen Aufzeichnungen die Reise nochmals rekapitulieren (das tun wir nach jedem Urlaub irgendwann), dann holen wir zum einen die Erinnerungen an Erlebnisse, Geräusche, Gerüche und den haptischen Eindruck von so manchem unbekannten Gewächs ins Gedächtnis zurück. Zum anderen aber nehme ich die Postkarte zur Hand, und schon wird der Schleier der Erinnerung gelüftet und die Ortsnamen sind nicht mehr bloß Namen, sondern Lage und Entfernung werden mit den Erinnerungen zu einem wenn auch nicht ganz scharfen Bild verwoben.

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1 Kommentar

  1. Fritz schrieb am Sonntag, 14.04.13 13:16 Uhr:

    Hallo Eva,

    der folgende Artikel mag für den einen oder anderen am Thema interessierten Seitenbesucher ergänzende Informationen liefern:
    http://www.dvbs-online.de/horus/1998-3-2721.htm
    Dort, glaube ich, ist schön erklärt, wie du dir durch Ertasten "ein Bild machst".

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