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Drei Wochen mit einem Mac
Der Mac ist weg (5)

13.07.2013

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Die Zeit ist um, der Mac Mini wieder beim Besitzer und ich versuche mich an einer Zusammenfassung meiner Erkenntnisse, an deren Ende eine Entscheidung stehen soll.

Die zwei "Gesichter" von VoiceOver

Vorgefasste Meinungen sind immer problematisch. Obwohl ich von mehreren Seiten darauf aufmerksam gemacht worden war, dass VoiceOver am Mac deutlich anders funktioniert als am iPhone, war der Wohlfühlfaktor am iOS-Gerät letztlich der Grund für meine Entscheidung, mir den Mac näher anzusehen. Zwar sind etliche (längst nicht alle) vom iPhone bekannte Gesten auch am Trackpad des Mac nutzbar, aber es ist ein deutlich anderes Gefühl. Dazu kommt noch, dass VoiceOver am iPhone einen beinahe fix definierten Leistungsumfang hat, am Mac aber individuell angepasst und konfiguriert werden kann. Davon fühlte ich mich anfangs nahezu erschlagen.

Ein Problem, das ich auch bei allen Windows-Systemen hatte und habe, ist die Notwendigkeit, für oft ganz simple Befehle immer mehrere Tasten gleichzeitig drücken zu müssen. Da jeder VoiceOver-Befehl aus mindestens drei Tasten besteht, müssen manchmal bis zu fünf Tasten gleichzeitig gedrückt werden. Das mochte ich noch nie und ist neben der Schwierigkeit, solche Befehle in den Kopf zu bekommen und dort zu behalten, nahezu ein k.o.-Kriterium für mich. Nur gut, dass ich für etliche dieser Affengriffe auf das Trackpad ausweichen konnte, dafür allerdings die Finger von der Tastatur nehmen musste.

Ein wirklich beeindruckendes Feature von VoiceOver am Mac, das ich geradezu genial finde, ist dagegen die Möglichkeit der mobilen Einstellung. Ich habe jetzt auf einem USB-Stick die von mir bisher präferierten Einstellungen gespeichert und kann diese auf jedem Mac verwenden, den ich künftig eventuell benutzen werde.

Mehr probieren als studieren

Ich habe den Mac als ein System für experimentierfreudige Anwender empfunden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich seit vielen Jahren mit Computern arbeite. Auf jeden Fall habe ich den Eindruck gewonnen, dass man bei entsprechender Ausdauer und stark ausgeprägtem Forscherdrang die Bedienung eines Mac ganz selbstständig erlernen kann. Da mir nur wenig Zeit zur Verfügung stand, habe ich aber zwecks Beschleunigung der Lernkurve auf die äußerst hilfreichen Podcasts von Kamil Günay gebaut, der Schritt für Schritt wichtige Bereiche so erläutert hat, dass ich sie am Mac gut nachvollziehen konnte. Vielen Dank dafür! Die Podcasts findet man auf der Seite von TuKSuB (Technik und Kommunikation für Sehbehinderte und Blinde).

Nicht flächig, sondern als Objekte verschachtelt

Seit ich mit Computern zu tun habe, waren Screen Reader immer versucht, den Bildschirm einigermaßen realistisch, also flächig und somit linear wiederzugeben. Titel- und Menüleiste oben, Statuszeile unten und dazwischen der Inhalt, ob nun Text, Grafik, Tabelle oder Dialogfenster - so etwas weiß man irgendwann und dieses Wissen erleichtert die Orientierung und hilft mir auch, mir Bedienelemente und deren Lage besser zu merken.

Als ich dann das iPhone in Händen hielt, wurde dieses flächige Denken noch weiter genährt. Ich weiß sehr oft, wo ungefähr sich ein Bedienelement befindet und steuere wie jemand mit der Maus darauf zu. Bin ich knapp daneben, kann ich leicht korrigieren.

dieses Gefühl kommt am Mac bei mir nicht auf - nicht einmal durch das Trackpad, das ja eine flächige Darstellung bietet. Allerdings steht mit VoiceOver auf dem Trackpad normalerweise nur das gerade aktive Fenster, etwa ein Eingabefeld für Text, zur Verfügung. Die weiteren Elemente eines Programms wie Menü oder Statusinformation sind nicht direkt im Zugriff.

Verglichen mit meinen Erfahrungen unter Windows war das eine unangenehme Neuerung für mich. Bisher war ich gewohnt, den Bildschirminhalt zumindest der aktiven Anwendung von oben bis unten durchlesen zu können, also von der Titelzeile bis zur Statuszeile, schön linear.

am Mac ist der Bildschirm in diese Elemente "portionsweise" untergliedert, auch wenn sie ein wenig anders benannt werden. Faktum ist aber, dass man mit diesen Objekten interagieren muss, um deren Inhalt kennen zu lernen. Auf das erwähnte Windows-Beispiel bezogen würde das bedeuten, dass ich wohl Titel- und Menüzeile, Inhalt und Statuszeile sehe, aber wenn ich wissen möchte, was darin steht, muss ich den Bereich sozusagen betreten, also eine Ebene tiefer gehen. Bin ich fertig mit dem Element, muss ich die Interaktion beenden, also wieder eine Ebene höher gehen, zum nächsten Objekt wandern und bei Bedarf wiederum mit diesem interagieren.

Keine Frage: Auch das kann man lernen und für die meisten Anwender ist die eigentliche Bildschirmgestaltung auch nicht wichtig. Ich will auch gar nicht behaupten, dass man mit dieser Methode langsamer arbeitet. Manches geht vielleicht sogar schneller. Treffe ich auf ein Element, etwa den Inhaltsbereich oder eine Tabelle, kann ich mir überlegen, ob ich diesen Bereich "betreten" möchte oder nicht. Benötige ich ihn nicht, wandere ich mit einem einzigen Tastendruck weiter zum nächsten Element.

Was mir persönlich Mühe macht, ist das Zusammenfügen einer Anwendung zu einem Ganzen. Ich bin wohl zu lange von der flächigen und linearen Denkweise geprägt und habe nun mit dem objektorientierten Navigieren Schwierigkeiten.

Reif für die Entscheidung

Die Würfel sind gefallen: Für mich bedeutet das nicht die Entscheidung zwischen Windows oder Mac, sondern einfach einen Aufschub des Kaufs. Ich werde mich, zumindest vorläufig, noch mit meinem schwachbrüstigen Netbook herumquälen. Für diese Entscheidung waren folgende Überlegungen ausschlaggebend:

Aus diesen Gründen habe ich die Kaufentscheidung noch aufgeschoben, bis der Leidensdruck des allzu langsamen Starts meines Netbooks zu groß wird.

All jenen, die jetzt enttäuscht sind, weil ich mir vorläufig doch kein Macbook kaufe, zwinkere ich verschmitzt zu und sage nur: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es kommt der Tag, an dem ich meine heute getroffene Entscheidung neu überdenken muss.

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