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Ein Cocktail aus Erinnerungen und Vorfreude.

Berliner Impressionen
Berlin in Erinnerungen

Juli 2014

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Wir haben sicher schon an die acht Wochen unseres Lebens in Berlin verbracht. Der erste Besuch in der noch geteilten Stadt datiert aus 1986. Damals waren es nur drei Tage, die uns aber Lust auf mehr machten. Die nächsten Besuche, dann schon im wiedervereinigten Berlin, dauerten jeweils eine ganze Woche, die wir zum großen Teil im Radsattel verbrachten. Gemeinsam mit der Tandemgruppe Berlin eroberten wir Stück für Stück der Stadt, sei es nun im Westen oder Osten, und wir kamen auch über die Grenzen Berlins hinaus. Wir radelten nach Potsdam im Süden, nach Strausberg im Osten, badeten in einigen der zahlreichen Seen, machten eine Spreefahrt, besuchten etliche Museen, besichtigten den Neptunbrunnen und natürlich die wichtigsten Kirchen. Neben vielen anderen Aktivitäten ist mir noch die rasante Fahrt in den Müggelbergen vom Turm hinunter in deutlicher Erinnerung. Auch dass ich eine ganze Woche wegen eines Radunfalls zuerst im Krankenhaus und dann in der Jugendherberge verbracht habe, gehört zu den Erinnerungen an Berlin. Ich fand es nett, wenn abends etliche der Teilnehmer an dieser Freizeit in unser Zimmer kamen und mir von ihren Erlebnissen und den Touren berichteten, die sie gemacht hatten und an denen ich auf diese Weise auch einen gewissen Anteil hatte.

Auf jeden Fall stand und steht für uns fest: Berlin ist immer eine Reise wert, und da wir obendrein dort auch Freunde haben, zieht es uns von Zeit zu Zeit dorthin. Dazu braucht es nicht unbedingt eine Veranstaltung wie das vor zwei Jahren stattgefundene Louis Braille Festival im Tempodrom, auch wenn dies wieder ein willkommener Anlass für einen Besuch der Metropole war.

Was uns an Berlin so begeistert, ist schwer zu beschreiben, denn es ist ein Cocktail aus verschiedenen Einzelheiten, die, für sich allein betrachtet, wenig spektakulär wirken.

Zum einen ist Berlin sehr grün. Viele der für Wiener Verhältnisse äußerst breiten Straßen sind Alleestraßen, oft mit begrüntem Mittelstreifen. Vor den oft nur drei- bis vierstöckigen Häusern sind breite Vorgärten angelegt, hinter denen sich die Wohnhäuser zu verstecken scheinen.

Wenn ich an den Grunewald, die Müggelberge oder auch das Gebiet um den Wannsee denke, so taucht in meiner Erinnerung meist ein Waldgebiet auf, das man in einer Großstadt so nicht erwarten würde. Mit wenigen Ausnahmen, zum Beispiel in den Bezirken Mitte oder Kreuzberg, haben die Bezirke nicht nur ihren Kiez, sondern eben auch den notwendigen Erholungsraum in einer Dimension, die man in Wien höchstens im Lainzer Tiergarten oder den Praterauen findet.

Neben viel Wald und Wasser reizen uns auch die diversen Altstadtgebiete und Fußgängerzonen, die Vielfalt an Museen und Veranstaltungen und nicht zuletzt das bunte Publikum, aus dem zum Glück noch immer der typische Berliner "Herz mit Schnauze" herauszuhören ist — der eine hat mehr Herz, der andere mehr Schnauze.

Ebenfalls untrennbar mit Berlin verbunden ist für uns die S-Bahn. Ratternd, knatternd, jaulend, quietschend und rüttelnd erschließt sie neben den U-Bahnen, der Tram und den Bussen das weitläufige Stadtgebiet. Noch wochenlang nach einem Berlinbesuch ist mir das seit 30 Jahren unveränderte Tonsignal bei Abfertigung des Zuges präsent. Während die Berliner durchaus zu Recht wegen der häufigen Störungen ein eher ambivalentes Verhältnis zu ihrer S-Bahn haben, ist sie für mich neben der U-Bahn quasi die Basis einer groben Orientierung im Großraum Berlin. Die einzelnen Streckenführungen gemeinsam mit den Stationsnamen helfen mir, im Kopf eine Art Skizze zu erzeugen, in der die Umsteigestellen wie die Knoten eines Einkaufsnetzes dem Rohgerüst die Form geben. Gemeinsam mit den Bezirksnamen ist so im Laufe von nun fast 30 Jahren eine Art Landkarte in meinem Kopf entstanden, in die bei jedem Besuch neue Punkte "eingetragen" werden.

Ja, es gibt sie natürlich, die großen Verkehrsadern, die verstopften Stadtautobahnen, die stinkenden Kreuzungen, die lärmenden Großbaustellen und die übellaunigen Opfer chaotischer Verkehrsverhältnisse. Aber als Berlin-Besucher hat man genügend Raum, um auszuweichen, sich Bewegungs- und Verweilräume auszusuchen und sich dem Gehetze und Getriebe wenigstens abseits der großen Umsteigestellen zu entziehen.

Und genau darum werden wir bei unserem Urlaub die Schwerpunkte dort setzen, wo unsere Bedürfnisse angesiedelt sind. Da wir viele touristische Highlights schon kennen und uns momentan der Sinn nicht nach Lärm und Warteschlangen steht, werden wir unsere Ausflüge nach anderen Gesichtspunkten auswählen. Zum einen möchten wir möglichst viel Zeit im Freien zubringen, wenn das Wetter es erlaubt, zum anderen suchen wir Highlights nicht nur fürs Auge, sondern für alle Sinne. Darum habe ich als Quelle für mögliche Ziele vor allem die Datenbank des DBSV für blindengerechte touristische Ziele und die Plattform Berlin für Blinde herangezogen. Es geht uns ja nicht darum, möglichst viel in der knappen Woche unterzubringen, sondern das, was wir tun, möglichst intensiv zu erleben und als bleibende Erinnerungen zu konservieren.

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