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Man wird ja wohl noch träumen dürfen  ...

Vision im Supermarkt

22.11.2015

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Am Samstag war es wieder so weit: Ich stehe im Supermarkt vor dem (hoffentlich richtigen?) Regal und suche ungeduldig und vor allem erfolglos nach den eingelegten grünen Pfefferkörnern meiner Lieblingsmarke. Die Gläser fühlen sich alle gleich an, und es ist niemand in der Nähe, den ich fragen könnte. Mein Barcodeleser findet zwar die Codes, hat aber nicht für alle Produkte auch Informationen gespeichert. Und während ich noch unschlüssig bin, ob ich für diesmal auf die Pfefferkörner verzichten soll, taucht aus meinem Unterbewusstsein eine Zukunftsvision auf.

Der Roboter-Einkaufswagen

Ich betrete den Supermarkt und warte, bis einer der drei Roboter-Wagen frei wird und starte dann die App auf meinem iPhone, melde mich mit meinen Nutzerdaten an und drücke auf den Startknopf am Griff des Einkaufswagens. Jetzt ist mein elektronischer Helfer aktiv und mit dem iPhone verbunden. Nun kann ich auswählen, welche Aktion ich ausführen möchte. Es gibt mehrere Modi, von denen ich die wichtigsten nach persönlicher Priorität aufliste:

Es gibt noch etliche weitere nützliche Funktionen, wie etwa die Auswahl eines Kochrezepts, um die dafür benötigten Zutatenliste als Einkaufszettel zu speichern und noch etliches mehr.

Orientierung

Aus dem Menü am iPhone wähle ich den Eintrag "Übersicht". Nun erscheint eine Liste aller Regale mit den dort befindlichen Produktgruppen und einer Information, wo in etwa sich das jeweilige Regal befindet. Für die Orientierung wird der Kompass genutzt; die Angabe der Richtung erfolgt wie in vielen anderen Apps durch Angabe der Gehrichtung als Uhrzeit.

Ändere ich meine Geh- oder Blickrichtung, so werden die Richtungsangaben dynamisch angepasst. Ergänzt wird die Anzeige durch Entfernungsangaben.

los geht's!

Nach dem Aufruf "Fahren" wähle ich die Produktgruppe Teigwaren aus und der Wagen setzt sich langsam in Bewegung. Dabei umrundet er geschickt herumstehende Paletten und Warentürme ebenso wie sich unterhaltende Kunden. Passiere ich einen Angestellten, so wird mir dies angezeigt und ich kann bei Bedarf eine Nachricht an diesen absetzen.

Als der Wagen nach rechts abbiegt, weiß ich, dass ich mein erstes Ziel erreicht habe und dann stoppt er auch schon. Auf dem Display des iPhone wird mir angezeigt, dass sich die Teigwaren nun auf 3 Uhr, also zu meiner Rechten befinden.

Wenn ich es eilig habe oder die exakte Produktbezeichnung kenne, gebe ich bereits auf dem Einkaufszettel oder beim Start das genaue Produkt ein, aber heute möchte ich in den italienischen Teigwaren stöbern. Ich schalte also um auf scannen und nehme eine Packung aus dem Regal. Es handelt sich offenbar um Spiralen, die ich aber nicht möchte. Daher taste ich die Packungen in der Umgebung ab und finde Teigwaren in einer mir noch unbekannten Form; auch die Verpackungsart ist mir fremd. Sobald ich die Kamera des iPhone an der Packung vorbeiführe, erhalte ich Informationen über Hersteller, Menge und Bezeichnung der Ware sowie den Preis. Mit einer zusätzlichen Taste kann ich ergänzende Informationen über die Zusammensetzung abfragen.

Ich bin mit meinem Fund zufrieden, lege ihn in den Wagen und schalte auf "suchen".

Gezielte Suche

Es geht weiter zum Gemüse. Ich benötige italienische Fleischtomaten, Frühlingszwiebeln und noch einiges mehr und gebe ein Produkt nach dem anderen ein. Bei einigen habe ich den Barcode von früheren Einkäufen gespeichert, bei anderen werden mehrere Produkte angezeigt, aus denen ich wählen kann.

Die italienischen Fleischtomaten gibt es nur offen, also müssen sie gewogen werden. Auch diese Information wird mir angezeigt und ich suche mit Hilfe der App nach der Waage als nächstes Ziel. Die Waage selbst kann ich zwar nicht bedienen, aber am Display des iPhone kann ich sowohl die entsprechenden Tasten auslösen als auch Gewicht und Preis ablesen.

Nachdem Gemüse und Obst erledigt sind, rufe ich den Einkaufszettel auf und tippe im Untermenü auf "abarbeiten". Nun führt mich mein Roboter-Wagen systematisch von Produktgruppe zu Produktgruppe — auf dem kürzesten Weg, versteht sich.

Menschliche Feinarbeit

Sobald der Wagen hält, bin ich wieder an der Reihe. Gemäß den Richtungsangaben lange ich ins Regal und lasse vom Scanner prüfen, welches Produkt ich in Händen halte. Es geht aber auch umgekehrt: Ich tippe ein Produkt am iPhone an und führe danach die Kamera des iPhone am Regal entlang. Ist das Produkt gefunden, wird ein Tonsignal ausgegeben. Es wandert in den Einkaufswagen und wird automatisch aus der Einkaufsliste entfernt.

Platzmangel

Und dann hält mein Wagen wieder und zeigt mir als Richtungsangabe für die benötigten Oliven 2 Uhr an. Das Ziel liegt also rechts, jedoch etwas vor mir. Als ich mich am Regal orientiere, merke ich, dass hier ein Turm von Kartons aufgebaut ist. Der steht wohl meinem Wagen im Weg und ich lange ins Regal dahinter, um dem Scanner das 1. Glas zur Kontrolle zu zeigen. Es sind schwarze Oliven mit Kern, die ich wieder ins Regal stelle und in der nächsten Abteilung wieder ein Glas heraushole. Beim 4. Versuch werde ich fündig — erledigt.

Kontaktaufnahme

In der Vinothek möchte ich mich gerne beraten lassen. Daher lasse ich nach einem Angestellten suchen. Leider befindet sich keiner in der Nähe und darum lasse ich mir die Positionen des gesamten verfügbaren Personals anzeigen. Am nächsten ist jemand in der Tiefkühlabteilung, und diesem sende ich eine Nachricht "Ich bitte um Beratung in der Vinothek". Nach etwa 30 Sekunden kommt die Antwort: "Ich suche nach jemandem, bitte etwas Geduld". Ich habe also Zeit, um mich selbst ein wenig schlau zu machen, nehme einige Flaschen heraus und stelle sie wieder zurück, wenn mir Preis oder Produkt nicht behagen. Schließlich entdecke ich einen geeigneten Rotwein, zögere kurz wegen des gehobenen Preises, behalte ihn dann aber in der Hand. Als ein Mitarbeiter kommt, empfiehlt er mir jedoch einen anderen Wein, der ebenso gut sein soll, aber doch etwas preiswerter. Solche Entscheidungen trifft eben doch besser ein Mensch.

Zur Kasse

Da alle Produkte identifiziert und mit Preisangaben versehen sind, weiß ich nach der Auswahl "Zur Kasse" auch gleich, was ich zu bezahlen habe. Der beliebten Praktik mancher Zeitgenossen, mir an der Kasse ein Produkt zur Verrechnung dazuzulegen und dann rasch wieder wegzunehmen, bevor ich es bemerke, kann ich also vorbeugen. (Ja, so etwas ist mir schon des öfteren passiert!)

Während mein Wagen mich zielsicher in den Kassenbereich bringt, tadele ich mich selbst, denn ich habe mich wieder einmal verleiten lassen, ein paar Spezialitäten mitzunehmen, von deren Vorhandensein ich in der Detailanzeige der Warengruppen erfahren habe.

Ausgeträumt

"Kann ich Ihnen helfen", holt mich eine Stimme in die Gegenwart zurück. Ich stehe ja noch immer vor dem Regal mit den hohen Gläsern. In einem davon befinden sich die ersehnten Pfefferkörner, die mir die freundliche Helferin nach einigem Suchen reicht. Geschafft!

Als ich mir dann in dem Gewühle mühsam den Weg zur Kasse suche, spukt in meinem Kopf immer noch der Wachtraum vom Supermarkt mit dem intelligenten Einkaufswagen, der nicht nur jedes Produkt mühelos aufstöbert, sondern obendrein auch noch zielsicher allen Hindernissen ausweicht — genau wie mein Saugroboter zu Hause, der auch ganz alleine seinen Weg findet. Vielleicht ist meine Vision ja gar nicht so weit hergeholt. Schließlich hätte ich vor zehn Jahren kaum für möglich gehalten, ein Smartphone mit Touchscreen zu bedienen.

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