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Ein sonnendurchfluteter Wintertag hat etwas Traumhaftes.

Langlaufen

19.12.2010

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Bei der jetzigen Schneelage und den Temperaturen permanent unter 0 kann ich gar nicht anders als an meine Langlauf-Urlaube zu denken.

Ich habe erst im Erwachsenenalter mit dem Wintersport begonnen, weil mir früher dazu die Gelegenheit fehlte. Durch unsere lokale Sportgruppe wurde ich auf das Angebot aufmerksam und nahm mit fast 23 Jahren zum ersten Mal an einem Langlaufkurs teil. Für etliche Jahre blieb ich dann dieser Art des Winterurlaubs treu.

Stationiert waren wir im Gasthof Sereinig im Bodental (Kärnten). Unsere Trainer waren Offiziere vom Österreichischen Bundesheer, die meisten im Rang eines Vize-Leutnants.

Warum ich das erwähne? Die Herren waren daran gewöhnt, mehr oder weniger durchtrainierte Jungmänner zu befehligen und führten ein recht strenges Regiment - nicht nur auf der Langlaufloipe, sondern gelegentlich auch darüber hinaus. Sie hatten guten Grund dazu, denn wir hielten uns die halbe Nacht lieber im Gastraum auf als in unseren Betten.

Wer nun denkt, wir hätten dies ausschließlich aus Freude an der Gesellschaft (und dem Trinken) getan, der irrt jedenfalls: In den Zimmern gab es wohl Fließwasser, aber jeglicher weiterer Komfort fehlte. Die altersschwache Heizung tat ihr Bestes, aber wirklich warm wurde es vor allem unter dem Dach nicht. Der Weg zu den Nassräumen war weit und wenn man von der Dusche kam, war man beim Betreten des Zimmers schon wieder ausgekühlt.

Kein Wunder also, dass uns nach den langen (oder kurzen) Nächten das um 9 Uhr morgens beginnende Training - es begann mit dem Sammeln im Schistall - bei Temperaturen meist unter -10  Grad wie eine Folter vorkam. Diese Empfindung wurde auch dadurch gesteigert, dass die Trainer, wenn auch in den besten Absichten, uns ohne Schonung über die Parallelspur jagten. Das eine Mal mit Doppelstockeinsatz, das andere Mal ganz ohne Stöcke, verstärkt durch lautstarke Kommandos, denen man sich schon wegen des eindeutigen Tonfalls der Anweisungen nicht zu widersetzen wagte.

Ein gutes hatte diese "Schinderei" jedenfalls. Uns wurde auch bei Temperaturen um die -20 Grad nicht wirklich kalt, wenn man von den Fingerspitzen absieht. Allerdings hatte ich am 3. Tag morgens Mühe, meinen schmerzenden Körper aus dem Bett zu hieven, der sogar an Stellen weh tat, wo ich bis dahin keine Muskeln vermutet hatte.

Wahrlich zauberhaft hingegen waren die Runden auf der Märchenwiese, die ihren Namen keinesfalls zu Unrecht trägt. Eine Gruppe bestand aus drei bis vier blinden oder sehbehinderten Langläufern, die ungefähr gleich stark in der Leistung waren, sowie einem Begleitläufer. Die Loipen waren angesichts der tiefen Temperaturen und dank der guten Pflege meist in sehr gutem Zustand, sodass auch wir blinden Läufer zu großen Teilen alleine unterwegs sein konnten, natürlich immer im Blickfeld des Begleiters. Bei steileren Abfahrten, bei denen oft auch die Spuren beschädigt waren - Bremsen mit Langlaufschiern halte ich einerseits für eine große Kunst und andererseits für zerstörerisch, was die Loipe angeht - lief der Begleitläufer in der 2. Spur und half mit leichtem Druck am Oberarm sowie entsprechenden Kommandos, wenn ein Spurwechsel erforderlich war oder es aufgrund der Beschädigungen schwierig war, überhaupt in der Spur zu bleiben.

An einen dieser klirrend kalten und sonnendurchstrahlten Tage erinnere ich mich ganz besonders gern. Unser Begleitläufer hieß uns im hintersten Winkel er Märchenwiese stehen bleiben und einfach nur zu lauschen. Es regte sich kein Lüftchen und es war ganz still, bis ich auf ein merkwürdiges knackendes Geräusch aufmerksam wurde. Es waren die Eiszapfen an den Bäumen, die aufgrund der Sonnenbestrahlung zu knistern und teilweise zu schmelzen begannen. Ich konnte diese im Sonnenschein glitzernden Gebilde nicht sehen, aber sie hingen so zahlreich an den Bäumen, dass ich mir sehr wohl ein Bild von deren Formenvielfalt machen konnte.

Ich betreibe seit Jahren keinen Wintersport mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig. Aber ich erinnere mich besonders an Tagen wie dem heutigen an so manche traumhafte Runde, die wir rund um die Märchenwiese gedreht hatten und empfinde es als angenehm, dass in der Erinnerung die bittere Kälte nicht mehr zu spüren ist, die damals unser ständiger Begleiter war.

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