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Eine Panne mit glücklichem Ausgang.

Allein reisende Bahnkarten

04.05.2012

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In meinem Beitrag über Paket-Tourismus habe ich berichtet, wie schwierig es selbst für die engagiertesten Menschen sein kann, in ein System einzugreifen. Die Folge war eine Reisezeit von beinahe zwei Monaten.

Diesmal möchte ich von einem Geschwindigkeitsrekord berichten, der kaum noch zu überbieten ist.

Ein verhängnisvoller freier Sitzplatz

Blindheit zwingt zu so unangenehmen Dingen wie Ordnung halten und möglichst gute Organisation; ganz besonders auf Reisen, wo man nichts Wichtiges aus der Hand legen sollte. Denn bei der geringsten Ablenkung fehlt beim Aufbruch der für andere so selbstverständliche Routineblick, ob nicht doch etwas liegen geblieben ist.

Diese Vorsichtsmaßnahmen haben Hannes und ich auf der Fahrt von Murnau nach Saulgrub sträflich vernachlässigt. Wir sortierten die nicht mehr benötigten Reservierungskarten für den Railjet von Wien nach München und den ICE von München nach Murnau aus, um mehr Überblick zu haben. Da der Schaffner noch nicht da gewesen war, legten wir das Kuvert mit den Fahrkarten auf einen freien Sitzplatz. Und dort blieben sie auch liegen, als wir unseren Zielbahnhof Saulgrub erreicht hatten und sich noch immer kein Schaffner blicken ließ.

Erst an der Rezeption des Aura-Hotels bemerkten wir den Verlust und wussten sofort, wo sie geblieben waren.

Nun sind gerade am Wochenende fast alle Bahnhöfe unbesetzt. Wir baten daher Frau J. an der Rezeption, eine Telefonnummer der Deutschen Bahn in Murnau herauszusuchen, um dort nachzufragen, ob vielleicht die Fahrkarten, zum Glück mit Ausweis, gefunden worden waren. Mehr konnten wir im Moment nicht tun. Darum packten wir erst einmal unseren Koffer aus und genossen danach die Sonne bei unglaublichen 29 Grad im Schatten.

Als wir nach etwa zwei Stunden wieder an der Rezeption vorbeikamen, stoppte uns Frau J. mit den Worten: "Das war gar nicht so einfach, überhaupt jemanden ans Telefon zu bekommen."

Hoppla! Eigentlich hatten wir vor uns selbst um die eigene Schlamperei zu kümmern und darum nur um die Telefonnummer gebeten. Da hatte uns also eine freundliche Rezeptionistin eine mühsame Recherche abgenommen.

Eine Blitzreise

Erwartungsgemäß fuhr unsere Fahrkarte bis Oberammergau, wo der Triebfahrzeugführer auf seinem Weg durch die Garnitur das Kuvert mit den Karten und meinem ÖBB-Ausweis entdeckte und an sich nahm. Irgendwie musste er inzwischen auch darüber informiert worden sein, wohin die Fahrkarten gehörten. Er übergab am Saulgruber Bahnhof die Karten einer Taxifahrerin, die Gäste zum Aura-Hotel chauffierte.

Noch während wir erstaunt und erfreut Frau J.s Schilderung zuhörten, traf die Taxifahrerin ein und überreichte uns das Kuvert mit Fahrkarten und Ausweis.

Nachahmenswertes Engagement

Wir danken dem unbekannten aufmerksamen Triebfahrzeugführer, der hilfsbereiten Taxifahrerin und vor allem Frau J., die mit ihrem raschen und engagierten Handeln uns eine zusätzliche Urlaubsfreude bescherten und vor einer Menge Unannehmlichkeiten bewahrt hatten.

Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die ich kaum glauben würde, hätte ich sie nicht selbst erlebt. Solche und ähnliche Erlebnisse sind wie kostbare Geschenke, die es Wert sind sorgfältig bewahrt und darum auch aufgeschrieben zu weden.

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2 Kommentare

  1. Backi schrieb am Dienstag, 08.05.12 20:22 Uhr:

    Ja genau, dass ist lobenswert und vor allem: Erwähnenswert! Wunderbar und solche Dinge erhalten uns die Freude auf Leben und mehr!
    danke dir Eva! Immer wieder schööön, von solch Menschen und Taten zu lesen.
    Herzlichst, die Backi

  2. Beate Hattinger schrieb am Mittwoch, 16.05.12 07:42 Uhr:

    Eine schöne Geschichte, die Freude bereitet. Und sie wird sich in jene Urlaubs-Geschichten einreihen, die immer wieder erzählt werden: im Zug, in der Gaststube bei einem achterl Rot und im Internet. Danke, Eva jo.

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