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Dieses Werkzeug sollte in keiner Ebook-Schmiede fehlen!

... Damit möglichst viele Ebooks barrierefrei werden

15.08.2019

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Die DZB (Deutsche Zentralbücherei für Blinde) feiert heuer ihr 125-jähriges Bestehen. Grund genug zum Feiern und das Louis Braille Festival in Leipzig auszurichten, aber auch zukunftweisende Arbeitsschwerpunkte zu setzen.

"Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen zu werden, macht mich im grunde genommen sehr stolz", sagt der Leiter der DZB, Dr. Thomas Kahlisch, in einem Interview auf der CD "Radio DZB 2019", welche vor kurzem mit der Post hier ankam.

Seit vielen Jahren bietet die DZB Hörbücher im barrierefreien Daisy-Format und natürlich auch in Braille-Schrift an.

Auch Ebooks können inzwischen von blinden Lesern am Computer oder Smartphone genutzt werden. Allerdings ist das Gros der Ebook-Neuerscheinungen der Verlage nicht barrierefrei, wissen die Buch- und Lese-Experten der Leipziger Einrichtung zu berichten.

Ein wichtiger Bestandteil der neuersten Aktivitäten zum Leseschwerpunkt ist daher ein Checktool, das allen, vor allem Verlagen, online zur Verfügung steht, um Ebooks auf Barrierefreiheit zu testen. BACC steht für born accessible content checker und zeigt, ähnlich wie andere Prüfwerkzeuge für Barrierefreiheit, das Ergebnis als Ampelschema in rot, orange/gelb und grün an. Wobei grün bedeutet: "Glückwunsch! Das Ebook erfüllt alle automatisiert prüfbaren Regeln". Aufgezeigte Fehler im Ebook werden in einem Report kommentiert, der heruntergeladen werden kann. Das Regelwerk zur Erstellung barrierefreier Ebooks ist auf der Seite ebenfalls verfügbar.

Laut Thomas Kahlisch reagieren die Verlage durchaus positiv auf BACC, fehlte doch bisher ein solches Testwerkzeug für Ebooks. Das Wissen um die barrierefreie Gestaltung elektronischer Bücher wurde nun in das Prüf-Tool implementiert und steht kostenlos allen Interessierten zur Verfügung.

Licht und Schatten

Es ist erfreulich, dass es nun neben vielen anderen Prüfwerkzeugen auch eines für die Erstellung von barrierefreien Ebooks gibt. Der Markt dafür ist zweifellos vorhanden. Wer bereit ist sich mit dem Thema auseinanderzusetzen — und Verlage sollten das eigentlich schon von Gesetz wegen tun — dürfte im Regelwerk und den ausgegebenen Prüfberichten ausreichend Hinweise erhalten, um ein Ebook annähernd barrierefrei zu gestalten.

Auf der Webseite von BACC wird mehrfach darauf hingewiesen, dass sich nicht alle Anforderungen automatisiert prüfen lassen. BACC ersetzt also keineswegs das erforderliche Wissen zur Erzeugung eines barrierefreien Ebooks.

Aber auch bei "grünem Licht" kann sich noch so mancher Stolperstein verbergen. Als Beispiel sei hier die Anforderung nach Bildbeschreibungen genannt. Der Punkt ist theoretisch erfüllt, wenn eine Beschreibung vorhanden ist. Deren Sinnhaftigkeit kann aber nicht automatisiert geprüft werden. So ist der Prüfpunkt auch dann erfüllt, wenn alle Bilder mit "Bild" beschriftet wären; die Barriere ist damit aber keinesfalls beseitigt.

Ich habe rein zu Testzwecken Ebooks aus unterschiedlichen Programmen zur Erstellung von Ebooks getestet und keines der Ebooks genügt den Anforderungen der Barrierefreiheit. Bei einem dieser Bücher ließ sich mit meinen Mitteln der Generator nicht ermitteln. Die anderen stammten aus Pages (für Mac), Pandoc (Windows), Indesign und Sigil (für Windows).

Aus diesem ernüchterndem Ergebnis lässt sich eine weitere Schwierigkeit ablesen: Ähnlich wie bei der Erstellung barrierefreier PDFs sind offenbar die verfügbaren Werkzeuge zur Erstellung bereits mit Mängeln behaftet. Hier ist also genauso manuelle Nacharbeit erforderlich wie bei der Erstellung von PDFs.

Erfreulich ist jedenfalls, dass die Mitarbeiter der DZB den Ebook-Checker BACC nicht nur anbieten, sondern Verlagsmitarbeiter auch in der Bedienung schulen und — noch wichtiger! — auch erklären, wie die aufgezeigten Mängel behoben werden können.

Vielleicht sollte man diese Schulung auch auf die Entwickler von Software zur Erzeugung von Ebooks ausdehnen, um künftig die Barrieren prophylaktisch und nicht therapeutisch beseitigen zu können.

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