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Ein Mobiltelefon erlaubt das zeit- und ortsunabhängige Telefonieren; ein Smartphone erschließt ein umfassendes Informationssystem.

Ein guter Reisebegleiter

19.06.2012

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Berlin ist eine große Stadt, und wir haben dort noch den sprichwörtlichen Koffer. Im Klartext: Von Zeit zu Zeit zieht es uns dorthin. Heuer bot das Louis Braille Festival der Begegnung einen willkommenen Anlass, nach nunmehr sechs Jahren wieder einmal Berliner Luft zu schnuppern. Wir reisten daher bereits am Dienstag an, um vor Festivalbeginn am Freitag ein wenig Zeit für individuelles Rahmenprogramm zu haben.

Ein zeitgemäßer Pfadfinder

Die Orientierung in einer Großstadt ist mit Seheinschränkung oder Sehverlust immer eine große Herausforderung. Diesmal hatten wir neben Hannes' Studium des Stadtplans mit Hilfe einer Lupe einen weiteren Helfer: mein iPhone.

Die App Fahrinfo Berlin Brandenburg ist genauso aufgebaut wie der Scotty der ÖBB und bot daher einen guten Routenplaner mit bekannter Benutzer-Oberfläche. Da man Verkehrsmittel einzeln an- bzw. abwählen kann, konnten wir auch entscheiden, dass wir nur die S- und U-Bahn nutzen möchten. Die genaue Stationsliste sowie Angabe der Fahrtdauer ersetzten uns zuverlässig den in den Öffis ausgehängten optischen Linienplan, auf den wir früher verzichten mussten.

Einmal unterwegs, half uns Ariadne GPS bei der Überprüfung, wo wir uns ungefähr befanden. Sie liest uns nicht nur Straßennamen vor, sondern informiert auch über Hausnummern. Ariadne bietet einen Modus zum "Umschauen" nach wichtigen Punkten (POIs) und verfügt über einen Monitor. Dieser "begleitet" uns und informiert über die Namen von Querstraßen.

Hilfreich war in unbekannter Gegend auch der Abfahrtsmonitor. Er zeigt die nächstgelegenen Haltestellen und deren Entfernung der Öffis an und die dort abfahrenden Linien.

Ein wenig Unterhaltung

In Hotels stehen heute meist Radio und Fernseher zur Verfügung. Allerdings haben wir meist Mühe mit der Bedienung. Einfacher ist es die App Radio.at (oder radio.de) zu nutzen, in der die Favoriten schon gespeichert und daher gleich nutzbar sind. Rasch noch ein paar Lokalsender hinzugefügt, und schon gibt es ein vollwertiges Radio mit individuell bevorzugten Sendern - WLAN vorausgesetzt. Und das hatten wir zum Glück.

Auch für unsere Lieblingssendungen im Fernsehen gibt es Unterstützung. dailyme TV macht's möglich. Als Ergänzung liefert Bong TV nicht nur das Fernsehprogramm, sondern ist obendrein ein bequemer und mächtiger Online-Rekorder, um Sendungen aufzunehmen. Und somit die richtige Wahl für unterwegs.

Was wir allerdings im benachbarten Ausland nicht empfangen und auch nicht aufzeichnen können, sind die österreichischen Fernsehprogramme. (Das ist besonders ärgerlich, weil wir für unsere Sat-Anlage für jeden Receiver eine ORF-Karte kaufen mussten.)

Der griffbereite Audio-Rekorder

Sowohl beim Louis Braille Festival als auch darüber hinaus diente uns das iPhone auch als Audio-Rekorder. Damit haben wir eine ganze Reihe Tondokumente als Erinnerung an Berlin mitgenommen und auch gleich gut organisiert. Mit List Recorder lassen sich die Audios nämlich in Listen zusammen fassen und mit zusätzlichen Textinformationen versehen. Wer scrollt schon gerne durch eine längere Aufnahme, weil er nicht mehr weiß, was alles in der Aufnahme enthalten ist? Mit wenigen Handgriffen lässt sich das unmittelbar nach dem Aufnehmen in das Textfeld eintragen.

Dies und das

Zumindest während der ersten Tage war auch Zeit die touristischen Angebote Berlins, auch speziell für blinde Besucher, ein wenig zu durchforsten. So haben wir auf www.databus.dbsv.org interessante Anregungen für weitere Berlinbesuche gefunden und durch Versand an meine e-Mail-Adresse vorgemerkt. Außerdem macht es mit vom vielen Asphalt müden Beinen im Hotelzimmer durchaus Spaß, einen kleinen Rundgang durch die Stadt zu machen und nichts dabei bewegen zu müssen als hin und wieder den Finger auf dem Touch Screen.

Knapp vor Urlaubsantritt bin ich noch auf eine interessante Anwendung gestoßen: Mit der App Wordpress lässt sich unterwegs nur mit dem iPhone ein Wordpress-Blog mit Artikeln füllen. Die App ist mit VoiceOver komplett bedienbar. Nicht dass ich jetzt vor hätte, bei jeder Reise zu bloggen. Aber es ist schon interessant zu wissen, dass es möglich wäre.

Nutzen, Spaß und Sicherheit

Selbst wenn man in Betracht zieht, dass ohne PC und nur mit dem iPhone manches langsamer und nicht ganz so komfortabel ist und Tonaufnahmen oder das Scannen von Schriftstücken mit Standalone-Geräten schneller und besser funktionieren, hat das iPhone unbedingt den Charme immer verfügbar zu sein. Da nehme ich schon ein wenig Mühe beim Tippen oder durch das Verwenden mehrerer Apps in Kauf, um eine Aufgabe zu erledigen, wenn ich dafür mein Gepäck entlastten kann. Wir haben ja kein Auto, in das man alles packt, was man brauchen könnte.

Die Zeiten, in denen ich überlegt habe, ob das Notebook auch noch mit soll, sind jedenfalls dank des iPhone vorbei. Im Zweifels- oder Notfall kann mein iPhone nahezu alle Aufgaben abdecken. Vom Herussauchen einer Telefonnummer mit nachfolgendem Anruf bis zur komplexen Routenplanung, von der Wetterprognose bis zum Fernsehprogramm, Von der Taschenlampe (für wen auch immer) bis zur Lupe ... Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten ist immer wieder faszinierend.

Der größte Gewinn meines ständigen Begleiters ist aber ein Gefühl der Sicherheit. Das beginnt bei der Beantwortung der Frage: Wo bin ich, und endet in der Möglichkeit, mich gezielt durch jemanden orten zu lassen, wenn ich mir irgendwo in der Pampa den Knöchel verknackst habe und dringend Hilfe benötige. Dass ich damit gleichzeitig zum "gläsernen Menschen" und eventuell auch angreifbarer werde, halte ich für ein kalkulierbares Risiko. Im Ernstfall keine Hilfe anfordern zu können und nicht auffindbar zu sein, scheint mir das größere Übel zu sein.

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