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Manche Fallen sind nur schwer zu erkennen.
Das Etikett muss wieder weg
19.04.2013
Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut, wie viele Apps mit VoiceOver bedienbar sind. In manchen Fällen scheitert eine effiziente Nutzung aber an fehlenden Beschriftungen. Unbeschriftete Tasten und andere klickbare Elemente können dann zwar noch ausgelöst werden; man erfährt aber erst hinterher, was man geöffnet oder verstellt hat.
Perlen in der Muschel
Besonders im Bereich Produktivität gibt es etliche wahre Perlen von Apps, etwa für Textbearbeitung oder Datenverwaltung. Aber gerade in komplexen Anwendungen ist eine vernünftige Beschriftung vor allem beim Kennenlernen wichtig. Wenn die fünf Tabs oberhalb des Home-Knopfs alle unbeschriftet sind, wird rasch klar, dass sich dahinter die Hauptfunktionen der Anwendung verbergen. Dann braucht es detektivisches Vorgehen oder die Hilfe durch sehende Helfer, um die Muschel zu knacken und an die Perle zu kommen.
Ein Etikett vergeben
Apple bietet dem Nutzer von VoiceOver die Möglichkeit, solche Elemente von Hand zu beschriften:
Bildbeschreibung: Abgebildet sind das Eingabefeld, die Schalter "Abbrechen" und "Sichern" sowie die alphanumerische Tastatur.
Mit zwei Fingern doppeltippen und liegen lassen, bis der Dreiklang zu hören ist.
Es erfolgt die Ansage: "Hinweis: Element beschriften". Zu sehen ist ein Eingabefeld für die Beschriftung, gefolgt von den Schaltern "Abbrechen" und "Sichern" und natürlich die Tastatur, die rechts unten den Schalter "Fertig" trägt. Gewünschte Beschriftung eingeben, auf "Sichern" oder "Fertig" tippen - und schon hat das nicht beschriftete Element die gewünschte Bezeichnung. Auf diese Weise lassen sich auch fremdsprachliche Bezeichnungen eindeutschen. Aber Vorsicht: Beim nächsten Update der App ist diese individuelle Beschriftung meist wieder verschwunden.
Ein Feature wird zur Falle
Abgesehen davon, dass solcherart vergebene Beschriftungen nur für VoiceOver, nicht jedoch für den Betrachter des Bildschirms sichtbar sind und sie bei Updates wieder verschwinden (können), reicht diese Funktion auch nicht aus, um mit der Kreativität mancher Entwickler klar zu kommen. Es kann nämlich auch vorkommen, dass an derselben Stelle in einem anderen Bereich der App eine neue Funktion auftaucht, die dann sozusagen von dem manuell vergebenen Etikett "überdeckt" wird. Der Nutzer von VoiceOver erfährt so gar nicht, dass sich ein Icon bzw. dessen Bedeutung geändert hat, womit wichtige Funktionen erst gar nicht sichtbar werden. Und eine falsche Beschriftung ist noch irreführender als gar keine.
Von hinten durchs Knie
Hilfsmittel auch wenn sie fast bis zur Perfektion durchdacht sind, bleiben eben doch nur Krücken und bergen mitunter sogar neue Fallen, die der Anwender nicht rechtzeitig bemerkt und eine an sich gute App daher voreilig wieder in die Tonne tritt. Im konkreten Fall bleiben nur zwei Workarounds als unzureichende Behelfsmaßnahme:
- sich zu merken, dass sich hinter der Beschriftung verschiedene Funktionen verbergen können - eine schwierige Aufgabe, wenn man, wie ich, über 200 Apps instaliert hat;
- Die Beschriftung rückgängig zu machen und bei jeder Benutzung nachdenken oder probieren, was sich hinter den (im konkreten Fall fünf) unbeschrifteten Elementen jeweils verbirgt.
Geordneter Rückzug
Um eine individuell vergebene Beschriftung wieder los zu werden, geht man genauso vor wie beim Beschriften:
- Eelment fokussieren,
- Doppeltipp mit zwei Fingern und bis zum Klang liegen lassen,
- die Zeichen löschen (der Schalter "Text löschen" fehlt hier leider und
- auf "Sichern" oder "Fertig" tippen.
Für mich steht jedenfalls fest: Es ist gut, dass VoiceOver eine Funktion zur Verfügung stellt, versäumte sinnvolle Beschriftungen nachzubessern. Aber eigentlich ist es nicht die Aufgabe eines Hilfsmittels, hinter der Entwicklung aufzuräumen. Viel effizienter wäre es daher, den minimalen Aufwand sinnvoller und auch für VoiceOver sichtbarer Beschriftungen in die Planung und Entwicklung zu verlagern, damit ein effizientes und hoch entwickeltes Werkzeug ohne Tricks und Kniffe auch mit VoiceOver benutzt werden kann. Gerade bei anspruchsvollen Apps ist der Anwender bei der Einarbeitung ohnehin stark gefordert und zusätzliche Hürden oft genug ein K.O.-Kriterium.
Liebe Entwickler!
Hier geht's lang: Apps für iPhone und iPad für VoiceOver zugänglich machen. Marko Zehe beschreibt hier nicht nur leicht verständlich, wie es geht; Sie finden dort auch die benötigten Links zum Original bei Apple.
1 Kommentar
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Ich behalte mir vor, Einträge wider die guten Sitten oder den guten Geschmack zu entfernen, möchte meine Leser jedoch ausdrücklich zu themenbezogenen Kommentaren oder Fragen ermutigen.
Arno schrieb am Donnerstag, 26.12.13 18:08 Uhr:
Tja, wenn das immer so einfach wäre mit dem Rückgängigmachen ... Ich habe mir aus Versehen das zentrale Element/Etikett Musik mit "Mikrofon" beschriftet. Nun taucht überall dort, wo "Musik" stehen sollte die Beschriftung "Mikrofon" in VoiceOver auf. Der Versuch wie oben beschrieben, einfach den falschen Begriff zu löschen und dies abzuspeichern funktioniert nicht. Das funktioniert offensichtlich nur bei Elementen in normalen Apps. Bei mir bleibt der neue Eintrag hartnäckig erhalten.
Da ist guter Rat teuer. IOS 7.0.4 auf einem iPhone 4.