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Das Gute am Älterwerden ist der stets größer werdende Schatz an schönen Erinnerungen.

Aufbruchstimmung

April 2012

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Endlich ist es so weit: Ich ziehe nicht mehr wehleidig den Kopf ein, wenn mich an der Straßenbahnhaltestelle der für Wien so typische Wind durchschüttelt. Die Böen, die mich noch vor wenigen Wochen wie eisige Krallen zu packen schienen, springen mir jetzt entgegen wie ein zum Spielen aufgelegter Hund.

An diesem sonnendurchfluteten Nachmittag machen sich meine Gedanken auf die Reise zu fernen Zielen - vergangenen wie zukünftigen. Erinnerungen steigen wie Luftblasen empor und rufen mir Urlaubserlebnisse ins Gedächtnis, die, wenn auch nur auf Zeit, in den undurchdringlichen Tiefen des Unterbewusstseins gefangen waren. In dem einen Augenblick befinde ich mich auf der hoch über der Stadt thronenden Festung von Calvi, im anderen fahre ich mit dem "Feurigen Elias", wie die Einheimischen ihren Zug liebevoll nennen, durch die nach Heu duftende Landschaft Korsikas und wechsle wie im Flug auf die Insel Sardinien in den Schatten der Pinien, die ihre Nadeln auf die mit bunten Decken belegten Tische, oft auch in die darauf stehenden Kaffeetassen und Weingläser fallen lassen.

Ich wandere durch die Felsenstadt Petra, hinter mir das Hufgeklapper der Pferde, dessen Schall sich an den engen Felswänden bricht, wechsle spielerisch in die Wüste des Wadi Rum und genieße die Stille in der flirrenden Mittagshitze, bevor sich die Kulisse in ein nubisches Dorf verwandelt und ich die Segel einer Feluke auf dem Nil im Wind flattern höre.

Als sich die Sonne verzieht und der Wind stärker wird, erinnere ich mich an den Duft nach Gras und Erde in den schottischen Highlands und unseren Strandspaziergang mit hochgestelltem Kragen und Kapuze im eisigen Wind der Nordsee. Ich streife in Gedanken durch Haitabu und statte der Meerjungrau in Kopenhagen einen kurzen Besuch ab ...

Immer schneller dreht sich das Gedankenkarussell, sodass ich beinahe die einfahrende Straßenbahn überhöre, die mich wieder für kurze Zeit in die Gegenwart holt. Aber nicht sehr lange, denn das Gedränge darin erinnert mich prompt an die Rush Hour in Japan auf der Tokio Station, wo wir uns fassungslos mit dem Rücken an einen Pfeiler gelehnt haben in der unsinnigen Hoffnung, das Gewühle würde sich irgendwann ausdünnen.

Doch schon eilen meine Gedanken voraus zu neuen Urlaubszielen, neuen Aktivitäten und auf die mit der Vorfreude untrennbar verbundenen und unverzichtbaren Vorbereitungen.

Die Idee zu einer Reise entsteht meist durch begeisterte Erzählungen von Freunden oder beim Stöbern im Internet, gelegentlich aber auch beim Lesen eines Buchs. Opulente Landschaftsbeschreibungen und die Schilderung von kulturspezifischen Aspekten mögen manche langweilen. Ich sauge sie auf wie ein Schwamm das Wasser. Sie sind Nahrung für meine Phantasie und erwecken oft genug den Wunsch, die Schauplätze selbst kennen zu lernen. Auf diese und ähnliche Weise habe ich all die schönen Plätze, an denen ich jetzt in Gedanken verweilen kann, gesehen.

Gesehen? Nein, ich sollte besser "erlebt" sagen, denn die Wahrnehmung unserer Umgebung beruht keineswegs nur auf visuellen Eindrücken, auch wenn das oft so scheinen mag. Wir haben nämlich fünf Sinne, und wenn einer davon ausfällt, so ist dies ein Verlust, hindert uns aber nicht daran, uns auf die restlichen vier Sinne zu konzentrieren. Ein Land und die Menschen darin kann man eben nicht nur sehen, sondern auch hören, spüren, riechen und schmecken.

Um einen Urlaub so richtig genießen zu können, steht mir jedoch ein gutes Stück Arbeit bevor. Und damit meine ich nicht das Wälzen bunter Urlaubsprospekte und die Qual der Wahl für die richtige Destination, sondern völlig alltägliche, ja geradezu banale Dinge, an die die meisten Menschen kaum einen Gedanken verschwenden, wie etwa das Auffinden des richtigen Bahn- oder Flugsteigs oder die Frage, ob es beim Frühstücksbuffet Personal gibt, das über das Angebot informiert und bei Bedarf auch helfen kann. Absolut vorrangig ist jedoch die Klärung der Frage, wie ich mich am Urlaubsort über Sehenswürdigkeiten und Landschaft informieren und beides möglichst aktiv und intensiv erleben kann. Denn die bloße Information über den meist unverständlichen Lautsprecher eines Reisebusses: "Und hier sehen Sie den Tower von London" wäre für mich vor dem heimischen Fernseher billiger und leichter zugänglich. Um Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten verbal zu transportieren, ist nicht nur guter sprachlicher Ausdruck erforderlich, sondern auch genaues Hinsehen, um bei Bedarf auch Detailfragen beantworten zu können.

Was einen Urlaub für mich so richtig attraktiv macht, ist einerseits die Sicherheit, dass ich mich auf mein Urlaubsziel konzentrieren kann und nicht den ganzen Tag mit den schon erwähnten alltäglichen Problemen befasst bin, und auf der anderen Seite die Sicherheit, dass der Besuch kultureller Einrichtungen ebenso gut vorbereitet ist wie wie Ausflüge in die Natur. Erlebnisreich, aber nicht gefährlich, intensiv, aber nicht hektisch - und vor allem ausreichend Zeit für individuelle Bedürfnisse, um Eindrücke entsprechend vertiefen zu können, das ist meine Vorstellung von einem gelungenen Urlaub. Ich brauche einen Urlaub für alle Sinne, möglichst hautnah und nicht hinter Glas, anfassbar und begreifbar.

Ja, ich habe recht hohe Ansprüche, ich bin aber auch bereit, dafür zu bezahlen. Einerseits in barer Münze, andererseits durch gezielte und penible Vorbereitung, sei es nun durch das Studium von Literatur oder vorbereitende Organisation.

Wenn also die Tage wärmer werden, so mahnt mich dies auch daran, dass es Zeit wird, die Urlaubssaison gut vorzubereiten, denn Qualität braucht ihre Zeit.

... In welcher Station bin ich eigentlich? Ich glaube, es ist jetzt vor allem höchste Zeit, die Träumereien abzubrechen und auszusteigen. Wenn Sie mich wieder einmal auf einer Fahrt begleiten, erzähle ich Ihnen, wie meine Urlaubsplanung in der Praxis vor sich geht. Bis dahin möchte ich noch ein wenig von vergangenen und künftigen Urlaubsfreuden träumen. Und genau das sollten Sie auch tun.

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1 Kommentar

  1. Beate Hattinger schrieb am Mittwoch, 02.05.12 07:47 Uhr:

    Ein spannender und vor allem einladender Artikel. Hast Du schon ein konkretes Ziel oder bist Du noch in der Sondierungsphase? Vielleicht Irland, die grüne Insel? Der Atlantik, die wunderbaren Küsten, die schöne Sprache und Musik. Oder vielleicht eine Regenwaldtour? Nichts Extremes, kein Überlebenstraining; viel mehr eine familientaugliche Reise in die Lunge unserer Welt. Das wäre doch ein Erlebnis für alle Sinne. Und es regnet so oft, einfach wunderbar! Nun ja, Du siehst schon, meine Vorlieben beinhalten stets viel Nass von oben. :-) Mögen Deine Reiseträume zur echten Vorfreude und schließlich zur Wirklichkeit werden, Eva jo.

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