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Es ist schon erstaunlich, was Flexibilität vermag.

Ein Stück Süden fährt mit nach Hause

Juli 2006

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Ich mag es, wenn die Sonne auf mich herunterbrennt und mich träge macht und auch wenn ich das Blau des südlichen Himmels nicht sehen kann, so weiß ich doch, dass er, genau wie auf den Postkarten, die überall angeboten werden, über mir leuchtet, verziert mit einer kleinen weißen Wolke, die das satte Blau noch stärker hervortreten lässt. Und wenn ich noch um Mitternacht im T-Shirt draußen sitze, um mich herum das Lärmen und Lachen fröhlicher Menschen, dann lasse ich die Seele baumeln und gebe mich ganz dem Dolce far niente hin.

Aber der entspannendste Urlaub erhält seine Würze erst durch einen Schuss Abenteuer, und den bekamen wir, unbestellt und sozusagen als überraschende Draufgabe, auf der Bahnfahrt von Rom nach Wien serviert.

Uns war von Anfang an klar: Zehn Minuten Zeit zum Umsteigen in Venezia Mestre - das könnte knapp werden! Womit wir aber nicht gerechnet hatten, waren die schon bald nach der Abfahrt prognostizierten 20 Minuten Verspätung wegen Benutzung einer anderen als der Hochgeschwindigkeitsstrecke. Und als wir in Florenz ankamen und sich die 20 Minuten auf 35 erhöht hatten, war es uns klar: Den Anschlusszug können wir vergessen. Unangenehm war nur, dass es der einzige Zug nach Wien an diesem Tag war.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Also beschlossen wir, unser Problem auch zu demjenigen des Schaffners zu machen, der uns auch prompt bestätigte, dass wir "un grande problema" hätten - unsere Ansichten über die Situation stimmten also auffallend überein. Aber, wie erhofft, machte er unser Problem tatsächlich zu dem seinen und informierte seinen Kollegen, der ihn in Bologna ablöste, und dieser ging von Waggon zu Waggon und brachte so in Erfahrung, wie viele Fahrgäste in Richtung Salzburg bzw. Wien fahren wollten. Dies waren etwa 15 Personen.

Als wir in Venezia Mestre ankamen, wartete auf dem Bahnsteig bereits ein Beamter mit einem großen Schild, auf dem "Wien" zu lesen war, und diesem folgten wir vertrauensvoll zum Lokalzug nach Udine, der auf uns wartete.

Auch in Udine erwartete uns ein Mitarbeiter der Italienischen Staatsbahnen, teilte uns mit, dass wir in etwa 20 Minuten von einem Bus abgeholt und bis zum Bahnhof in Villach gebracht würden, wo wir sowohl Anschlüsse nach Salzburg als auch nach Wien erreichen könnten, wenn auch etwas später als ursprünglich geplant. Und so war es dann auch.

Gesetz des Südens

Streiks, Zugverspätungen, ja sogar Chaos - all das mag es in den südlichen Ländern im Überfluss geben, aber genauso verschwenderisch geht man dort eben auch mit Flexibilität und Herzlichkeit um, der Cordialità, wie man in Italien sagt.

Wen wundert es da noch, dass es mich immer wieder dorthin zieht, wo die Sonne von außen und die Herzlichkeit der Menschen von innen wärmt?

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